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Sehr geehrte liebe Kolleginnen und Kollegen,

hier finden Sie jeweils die Zusammenfassung des letzten Kreidekreis-Treffens.

Diesmal:

 
28.01.2004 Herr Reg. Bürgermeister Klaus Wowereit: Aktuelles Statement

Vor Beginn des Dinners erinnert Prof. Kledzik an den überraschenden Tod des Schulsenators Gerd Löffler (1970-1975) am 09.01.04. Löffler sicherte pädagogische Reformschritte politisch ab und gab damit den Handelnden im Feld viel Ermutigung. Ein aufrichtiger Demokrat, der seinen und unseren Überzeugungen Zweifel voraussetzte und Überzeugungstreue bewies. 

Das 23. Kreidekreis-Dinner konnte in Anwesenheit des Herrn Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit eingenommen werden. Nicht wenige Kolleginnen und Kollegen erinnern sich an die langjährige Arbeit des früheren Stadtrats für Volksbildung im Bezirk Tempelhof (1984-1995). Der Kreis begrüßte es sehr, dass Herr Wowereit seine Zusage trotz der am gleichen Tage durchgeführten Klausurtagung zum Strukturproblem Senat/ Bezirke wahr gemacht hat, ein Problem übrigens, mit dem die Berliner Schulaufsicht wegen der so genannten Organleihe über Jahrzehnte stark tangiert war. 

Herr Wowereit übernahm das Amt als Sozialdemokrat 2001 mit Mut und Chuzpe und konnte mit frohem Sinn und Härte die erste Zeit der Senatskoalition SPD/ PDS so gestalten, dass seine Akzeptanz im Urteil nicht weniger Berliner erhalten blieb. 

In einem ausführlichen Statement umriss Herr Wowereit folgende Politikkomplexe:
Entwicklung der Bundesrepublik in Zeiten des Zuwachses-  Anspruchshaltung und wirtschaftlich- gesellschaftliche Realität-  Verteilungskämpfe bei 17% Arbeitslosigkeit-  demographische Entwicklung bei 1,2 Geburtsraten und höherer Lebenserwartung-  Soziale Versicherungssysteme/ Vollversorgung/ Verschuldung-  öffentliches Bekenntnis zur Wahrheit-  Umsteuerung-  Schulden und Kredite-  Öffentliche Haushalte und private Konsequenzen-  fatale Neigung zum Schönreden-  Alternativen zum Konsolidierungskurs schwer erkennbar-  Debatte der Konsequenzen für die Stadt vergleichsweise unscharf (z.B. Schließung von 10 Bädern von 70 hat eine andere Bedeutung als die Schließung eines Bades in einer Kleinstadt)-  Universitätslage prekär: Wer würde nicht den Nachwachsenden entgegenkommen wollen, doch kann ein Lehrerstudium von 17 Semestern gesellschaftlich hingenommen werden?-  Bachelor- und Master- Reform erforderlich-  Studiengebühren kaum vermeidbar-  Evaluierungsmethoden korrekt-  Wettbewerbsfähigkeit auch im universitären Bereich akzeptabel, wobei sich die Wirtschaft nicht entziehen darf-  Die Absenkung von Standards muss abgewendet werden, auch wenn Maßnahmen verständlicherweise unpopulär sind. Jede Veränderung schafft Unruhe, doch muss Politik, will man sie ernsthaft weiter entwickeln, etwas wagen, auch auf die Gefahr des Entzuges von Wählergunst.

Wortmeldungen aus dem Kreise:
Sicherheit in der Stadt-  Problemkieze-  Gefahr von Nebengesellschaften- Scheitern des Multi-Kulti-Ansatzes- Integration ohne Sprach- und Kulturförderung nicht erreichbar, besonders für jugendliche Ausländer ohne Sprachkompetenz virulent, Ausgestoßensein überwinden- Die Zusammenführung Berlins mit Brandenburg nach Auffassung des Reg. BGM nicht aufgebbar. Berlin will ein Bundesland bleiben und beansprucht keine Sonderstellung nach dem Vorbild von Washington DC/ Veränderte Bürgerrechte!-  Die Erweiterung der Europäischen Union ab 01.05.04 hat Rückwirkungen geographischer, politischer Art und natürlich auch auf den Flugverkehr. London hat vier Flughäfen, während in unserer Stadt Tempelhof geschlossen werden soll und Schönefeld einem unseligen Beginn unterliegt. Erst wenn die Tauentzienstraße so bevölkert ist wie die Oxford-Street, kann Berlin als Metropole gelten. -  Ausländerintegration noch immer auf willige und bereite Zuwanderer angewiesen. Ohne Identität aufzugeben, muss eine Bewusstseinsänderung zu Gunsten des Gastlandes erfolgen, Kopftuch in Schulen jedenfalls nicht angemessen- Der Eindruck der Beliebigkeit im staatlichen- politischen Handeln muss überwunden werden. Streichen, Kürzen, Abbauen können kaum politische Meinungsführerschaft stärken. Seriosität muss Politik kennzeichnen, sonst Gefahr für demokratische Entwicklungen.-  Berücksichtigung von Beamten im Gesundheitsreformprozess; inzwischen revidiert.-  Privilegien in Exekutive und Legislative (72.000 € unversteuert für Mandatsträger) mindern Glaubwürdigkeit.

Prof. Kledzik dankt dem Regierenden Bürgermeister für mehr als eine Stunde unprätentiösen Austauschs von Problemen und Lösungsansätzen. Er meinte, es sei wohl Lessing gewesen, der gesagt habe ….wenn es nur nicht eine gar zu kitzlige Sache gewesen wäre, jemandem ins Gesicht zu loben….! Er zitierte Bonhoeffer: „ Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen; nicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen, nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat liegt die Freiheit.“

Die Hoffnung der Mitglieder des Kreidekreises begleiten Herrn Wowereit mit der alttestamentarischen Weisheit, wonach unentwegtes Bemühen selbst schon Wirkung auslöst. Bleiben Sie heiter- und  s o weiter, und  s o weiter!

HINWEISE:
Grüße von Horst Kollat, Herbert Dittberner(90), Ernst-Christian Gädtke (Nordkap-Reise), Hubert Eckervogt (Sohn wird 50), Prof. Schmoldt.

Kollege Hans-Hellmut Allers, inzwischen renommierter Goethe-Forscher, hat zwei weitere Veröffentlichungen vorgelegt: „Erlaubt ist, was gefällt-  Der Dramatiker Goethe und seine Beziehungen zum Berliner Theater“, Berliner Wissenschaftsverlag 2004, ISBN 3-8305-0567-1; „Bettina von Arnim und ihre Beziehung zu Goethe“, Druckerei Konrad, Berlin 2003. Herzliche Gratulation zum Ergebnis immenser Arbeit.

Der Kugelwurf bestätigte den Vorschlag. Neue Mitglieder des Kreidekreises: Direktor a. D. Erwin Voigt, Dr. Gerhard Mottock, Dietmar Leischulte. Herzlich willkommen.

Das nächste Dinner wird voraussichtlich am 28. April 2004, 18.00 Uhr stattfinden, und unser Kollege Prof. Detlev Cramer wird aus seinem Buch „Geschichten einer Gefangenschaft“ Wachsmann 2002, ISBN 3- 8309-1179-3, zum Thema „Im Feind dem Mitmenschen begegnen“ lesen.

ANWESEND:

Allers- Frau Bauer- Bewer- Prof. Cramer-  Dr. Danne-  Dittrich-  Dobbert-  Drath-  Dubrow-  Fuhrmann-  Frau Hort- Timler-  Jenden-  Kaiser-  Prof. Kledzik-  Frau Kraushaar-  Kuhlbach-  Lehmkuhl-  Frau Leppler-  Meyer-  Dr. Radde-  Frau Rothe-Gossen-  Seiring-  Stockdreher-  Thiel-  Frau Thiele-Reiche-  Thomson-  Willimski-  Frau Rubey.

   

Herzliche Grüße bis zum Wiedersehen im April
Ihr
Kledzik
05.02.2004

 

Britten: War Requiem, VI Libera me, Bariton Solo: I am the enemy you killed, my friend.

Horaz: Noch während wir hier sprechen, entflieht die neidische Zeit. Genieße den heutigen Tag und vertraue dem kommenden so wenig wie möglich.

M.v.Ebner-Eschenbach: Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns genau kennen und trotzdem zu uns halten.