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Sehr geehrte liebe Kolleginnen und Kollegen,

hier finden Sie jeweils die Zusammenfassung des letzten Kreidekreis-Treffens.

Diesmal:

 
13.11.2019 54. Kreidekreis-Dinner

Beim 54. Kreidekreis-Dinner der Berliner Schulpädagogen am 13. November 2019war der Leiter der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“, Herr Prof. Dr. Andreas Nachama, unserer Gast.
 
Zur Erinnerung: Der rechtsextreme Angriff in Halle, eine Zäsur, hatte noch nicht stattgefunden, zu lesen war aber von 488 antisemitischen Straftaten in Berlin (zwischen 06/2018 – 06/ 2019), in Deutschland gab es 2006 1800, 2014 1600 und 2018 1799 antisemitische Vorfälle. Seit Jahren geht man von einer antisemitischen Haltung bei ca. 20 % der Bevölkerung aus (1947 lt. einer Umfrage der amerikanischen Militärregierung: 40% der Deutschen seien entschiedene Antisemiten), die Anti-Defamation-League nannte aufgrund einer repräsentativen Umfrage für 2015 ca. 16 % der Bundesbürger mit antisemitischen Neigungen, unter den muslimischen Mitbürgern seien es 56 %,eine internationale Studie des Jüdischen Weltkongresses: 18 % einer als „Elite“ bezeichneten Bevölkerung hegen antisemitische Gedanken, 41 % meinen, Juden redeten zu viel über den Holocaust.

Prof. Dr. Nachama bestätigte die bekannten Quantitäten, ging aber in seinen Ausführungen bewusst wertend ein, ob man von einem antisemitischen Vorfall selbst betroffen sei, ob es nahe Bekannteseien oder ob man einen „statistischen Wert“ aus den Medien zur Kenntnis nehme. Sofort spiele die menschliche Betroffenheit eine Rolle, das Humanum komme ins Spiel. Insofern sei Antisemitismus eine Haltung, eine Einstellung oder eine Frontstellung gegen Minderheiten – eine Position, die den Grundsätzen der parlamentarischen Demokratie widerspreche. Auf diesem Feld hätten nicht nur Politiker verantwortlich zu wirken, sondern auch Mitbürger, die für Toleranz und gegen Ausgrenzung stehen. Unterricht und Erziehung haben hierzu auf der Grundlage entsprechender Lehrpläne eine hohe Verantwortung. Allerdings sei die familiäre Erziehung dadurch nicht entlastet. Der Gast ging auch darauf ein, dass sich antisemitische Positionen seit einigen Jahren verstärkt bei Muslimen zeigten; bezüglich der Kritik an Israel und der Regierung dort müsse man differenzieren.

Die Teilnehmer waren angeregt, zu diskutieren und zu ergänzen, eigene Erfahrungen wurden beigesteuert, aber auch die Sorgen um den Zusammenhalt in unserer demokratischen Gesellschaft.

Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, wurde mit seiner Forderung nach „neuen Strategien“ zitiert, so mit einer „Kombination von repressiven und präventiven Maßnahmen“; es sei dringend geboten , gegen den „völlig entfesselten Judenhass im Netz“ vorzugehen. Seine Forderung: Das Thema Antisemitismus gehöre in die Lehrerausbildung und Schüler sollten über Juden nicht nur die Zeit von 1933 bis 1945 vorgesetzt bekommen. (Letzteres realisierten wir in Berlin bereits per Rundschreiben seit 1980)

Für Interessierte ergänze ich: Seit 2018 hat Berlin einen Antisemitismus-Beauftragten( LorenzKorgel, Politologe)sowie in gleicher Funktioneine Oberstaatsanwältin bei der Berliner Justiz und einen Kriminaldirektor bei der Polizei.

Wir begrüßten nach dem Dinner den langjährigen Reinickendorfer Rektor Günter Wustrack, der auch im Bezirk über Jahre im Personalrat tätig war, dort die Unabhängige Liste anführte. Er wurde mit herzlichem Beifall begrüßt. Der Wunsch nach Erweiterung unseres Kreises wurde erneut geäußert. Die Erwähnung hier im Protokoll möge man als Appell verstehen.

In einer anschließenden Diskussion wurde der Wunsch nach Erörterung des Themas „Lehrerausbildung in Berlin“ (Kollege Dr. Schuppan) laut. In der Folge der Debatte, in der von allen angesichts der hohen Zahl von Quereinsteigern problematische Akzente betont wurden, fielen die Namen Rackles (Kollege Nitschke), StSStrach (Prof. Kledzik) und Prof. Sahm (Kollege Eckardt) – nun ist die Kontaktaufnahme zur Klärung der Bereitschaft zu uns zu kommen, die nächste Aufgabe.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Ihnen allen wünsche ich eine schöne Vorweihnachtszeit und dann einen guten Rutsch ins neue Jahr; möge es Ihnen allen stabile Gesundheit bringen bzw. erhalten und freudvolle Tage, schmerzfrei und dem Glück nahe. Für die nächste Sitzung nehmen wir einen Mittwoch im März 2020 in den Blick.

Mit freundlichen Grüßen
Wilfried Seiring, im November 2019

 

Teilnehmer: Anwesend waren die Damen Gottfried, Thiele-Reiche und Zerbelsowie die Herren Böhlke, Eckardt, Gottfried, Kilian, Prof. Kledzik, Leischulte, Lienkiewicz, Meyer, Dr. Mottok, Nitschke, Pentzliehn, Dr. Schuppan, Werner, Wittke, Wustrack und der Unterzeichner. Koll. Bernd Roland ließ grüßen.